Am eigenen Leib erlebt
Am letzten Septembertag – oh, seit dem Neujahrstag erschien hier nichts mehr im Blog? Wo sind die neun Monate hin? – am letzten Septembertag verabschiedete sich mit einem letzten Aufleuchten seiner Bildröhre der hier stehene Fernsehapparat von mir. Ein wirklich betagtes Gerät, das lange, lange klaglos seinen Dienst tat und mir ab und zu die Lieblingsprogramme arta, 3Sat u. ä. zeigte. Sicher ließe er sich reparieren. Aber um welchen Preis? Außerdem ist er groß und schwer.
Nun habe ich in meinem Bekanntenkreis nachgefragt, ob da irgendwo ein Gerät auf einen neuen Nutzer wartet. Ein kleineres vielleicht? Ja, sicher, ich erhielt gleich mehrere Angebote. Bis ich eines der Geräte aber abgeholt und hier heraufgeschleppt habe, stelle ich fest:
- Ich habe Zeit, viel öfter aus dem Fenster zu blicken. Da draußen sieht es von hier oben betrachtet noch viel bunter aus als es direkt am Boden erscheint.
- Im Radio laufen bei Radio Corax, Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur den ganzen Tag echt interessante Dinge. Keine Sorge, die hab ich auch gehört, als der TV-Apparat noch nicht defekt war; aber ich zog Fernsehen eben manchmal dem Radiohören vor.
- Seit der Klotz von Gerät nicht mehr hier im Zimmer steht, habe ich mehr Platz für “neue” Bücherstapel.
Manchmal ist – so stelle ich fest – ist “nur” hören mehr als hören und sehen. Es ist meiner Phantasie zuträglicher. So wie auch Lesen viel mehr ist als denselben Stoff als Film zu sehen und zu hören.
Multimedia. Ein schöner Begriff. Aber ist dieses ganze Mutimedia-Zeug noch für den Menschen gemacht? Oder eher für den Konsumenten, den Verbraucher, den Nutzer?
Wieso wird mein Dasein von Unternehmen, von Behörden, von anderen Menschen so zerteilt? Warum muß ich so vieles sein?
Wenn ich nicht Kunde, Bürger, Käufer, Mitglied, Mann, Vater, Single, Wähler usw. usf. bin, sondern nur noch Mensch: Bin ich weniger, dann bin ich mehr!
In diesem Sinne: Bis neulich.
P.S.: Hier im Blog stimmt das natürlich nicht. Hier muß wieder mehr geschehen …