2011-03-14

Darf ich das?

Freude ./. Grabstein?

Ich hatte das Ding gesehen und war von ihm begeistert. Weil es so ungewöhnlich, so besonders ist. Symbolträchtig nicht nur in seiner Funktion, sondern diesmal auch in seinem Aussehen - und zwar auf eine völlig andere Art und Weise, als die sonstigen Dinge hier Symbole sind.

Ein Grabdenkmal auf einem Urnengrab.

Es ist ist sich selbst verschlungen, erinnert aus bestimmtem Blickwinkel an ineinanderverschlungene Herzen; es zeigt Unendlichkeit und Endlichkeit zugleich. Es läßt den Blick durch sich hindurch zu auf die Umgebung. Selbst wenn der am Grab stehende Trauernde nur darauf blickt, sieht er das Leben hinter dem Grabmal. Ich sehe den ewigen Kreislauf, Anfang und Ende, das Abgeschlossene und das Offene.

Für mich symbolisiert diese Form auch das All-Eine, den Geist, den «Himmel», das danach Kommende …

Und ich dachte wirklich von 15 Uhr (um diese Uhrzeit hatte ich die ersten Aufnahmen davon gemacht) bis 22 Uhr darüber nach: Darf ich das? Kann ich ein Grabdenkmal, einen Grabstein einfach so als Gegenstand einer Kurzweil benutzen? Ist das pietätlos?

Ganz geheuer war mir nicht, als ich zur Tat schritt und das Bilderrätsel verfaßte und veröffentlichte (auch in diesem Blog war ein Hinweis zu finden). Aber ich faßte mir ein Herz und tat es einfach.

Für den Moment trennte ich Form und Funktion voneinander - und die Funktion verdrängte ich bis zum Schreiben der Auflösung. Und ich dachte wieder nach: Darf man das, darf ich das? Vor allem: weil ich Freude an den Kommentaren und Lösungsvorschlägen hatte?

Für mich habe ich jetzt beschlossen, daß ich es darf. Ich darf mich an Schönem erfreuen und diese Freude mitteilen - auch wenn es «nur» oder gerade wenn es die From eines Grabsteins ist, die mich beeindruckt, aber nicht bedrückt.

In diesem Sinne: Wer mag, darf mit mir schimpfen.

© 2011 - Der Emil

3 Kommentare:

Angie hat gesagt…

Ich denke da wie du! Für mich ist das auch eine Art des Andenkens und ich würde mir wünschen, dass die Menschen stehen bleiben, sich Gedanken machen.
Liebe Grüße
Angie

herbst.zeitlosen hat gesagt…

keiner schimpft, du darfst einfach ... :)

Emma Wolff hat gesagt…

Nein ich werde nicht mit dir schimpfen, denn es ist mal die Auseinandersetzung mit dem Tod und mit der Ehre des Gegangenen auf eine andere Art und Weise. Der Tod muss nicht immer etwas schlimmes und trauriges sein. Das müssen die Menschen endlich begreifen. Der diesen Grabstein gesetzt hat, hat sich sehr viele Gedanken gemacht und ich denke das auch der Verstorbene und die Hinterbliebenen lieber in solch einer Art und Weise gewürdigt werden wollen für ihr Denken und Handeln, da deine Gedanken dazu sehr schön sind. Genauso wie sie etwas hinterlassen wollten, was bleibt, das haben sie erreicht, nicht nur für die direkten Angehörigen sondern auch für dich und für mich.
Der Tod ist etwas normales und etwas alltägliches, und nur der Schmerz des Verlustes ist das Schlimme aber nicht der Tod selber.
wie laß ich gestern bei Krishnarmurti so schön, die Tränen der Trauer sind nur Selbstmitleid des Schmerzes, weil wir uns Bemitleiden über den Verlust den wir erleiden müssen, aber nicht weil es uns um den Menschen leid tut. (das ist jetzt eine freie Wiedergabe, irgendwann werde ich bei Little Sunshine das Original noch posten)
ICh danke dir für diesen Eintrag, der in keiner Weise Pietätlos ist und du darfst das.

Liebe Grüße nach Halle schicke ich dir.

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